Dezember 2018
Ganz weit im Nordwesten von Schottland liegt die Sandside Bay in der Nähe von Reay. Es handelt sich um eine kleine, ein km tiefe und ein km breite Bucht. Auf ganzer Breite befindet sich ein Sandstrand, der sich geschützt zwischen Steilküsten mit einigen Klippen befindet.
Ca.1785, wurde ich bei meinem Spaziergang am Ufer der Sandside Bay, an einem schönen warmen Tag im Sommer, dazu veranlasst, meinen Spaziergang in Richtung Sandside Head zu verlängern, als meine Aufmerksamkeit geweckt wurde durch das Erscheinen einer Figur, die einer unbekleideten menschlichen Frau ähnelt, die auf einem Felsen sitzt, der sich bis ins Meer erstreckt, und sich anscheinend gerade ihr Haar kämmt, das um ihre Schultern floss, und von einer hellbraunen Farbe war.
Zu gefährlich zum Baden
Die Ähnlichkeit, welche die Figur mit
einem Menschen in allen sichtbaren Teilen hatte, war so auffallend, dass, wenn
nicht der Stein, auf dem sie saß, zum Baden viel zu gefährlich gewesen wäre,
ich gezwungen gewesen wäre, sie als wirklich menschliche Form anzusehen, ... Der
Kopf war mit Haaren bedeckt und schattiert auf der Krone, der Stirn rund, dem
Gesicht prall, die Wangen rötlich, die Augen blau, der Mund und die Lippen hatten
eine natürliche Form, die denen eines Mannes ähneln... die Brüste und der
Bauch, die Arme und Finger in der Größe, in der die Hände eingesetzt wurden,
schienen keine Schwimmhäute zu haben, ...
Dickes Haar
Es blieb drei oder vier Minuten,
nachdem ich es beobachtet hatte auf dem Felsen und war während dieser Zeit
damit beschäftigt, das Haar zu kämmen, das lang und dick war und auf welches es
stolz zu sein schien, und fiel dann in das Meer, das dort eine Höhe bis zum
Bauch hatte, von wo aus es nicht wieder auftauchte. Ich hatte einen klaren
Blick auf seine Gesichtszüge, die sich in keiner großen Entfernung von mir auf
einer Erhebung über dem Felsen befanden, auf dem es saß, und die Sonne hell
schien".
"Unmittelbar bevor es in sein natürliches Element eindrang, schien es mich beobachtet zu haben, da die Augen auf die Höhe gerichtet waren, auf der ich stand.
Der Ort der Sichtung dürfte aufder rechten Hälfte der Bucht gewesen sein.
Die Geschichte klingt recht glaubwürdig, hätten andere bestimmt nicht besser machen können. Munro hat sich viele Details gemerkt. Eine sich kämmende Meerjungfrau, ein Motiv, dem sich so manche Künstler gewidmet haben. Doch da taucht eine Frage auf: Falls sie tatsächlich einen Kamm benutzt hatte, wo würde sie solch ein Hilfsmittel bei sich mitführen können? Eine Meerjungfrau mit Rucksack, davon habe ich bislang noch nichts gehört. Doch so etwas wie ein Kamm ließe sich auch an einem Band um den Hals tragen.
Wassermenschen sollen sich tatsächlich gewisser Hilfsmittel bedienen. Speere und Spieße zum Fischfang sind schon fotografiert, bzw. sogar gefilmt worden. Und diese Speere sind handwerklich bearbeitet worden, was auf den Gebrauch von Werkzeugen schließen läßt. Da wäre die Herstellung eines Kammes eher das kleinere Problem. Sollte diese dort beobachtete Meerjungfrau lange Haare gehabt haben, dann wäre Haarpflege ein "Muss", also eine sich kämmende Meerjungfrau nicht abwegig.
Der Kontakt war nur möglich, weil "der" Wassermensch ihn zuließ; ich bin mir sicher, dass dieser Munro gewahrte, bevor er selbst entdeckt wurde. Irgendwie müssen sie sich also gegenseitig beobachtet haben. Warum dieser Sichtkontakt (aus sicherer Entfernung, versteht sich) vom Wassermenschen zugelassen wurde, (ist zwar kein Einzelfall), bedarf einer Erklärung, denn normalerweise sind solche Kontakte seitens der Wassermenschen mehr als grenzwertig.
Autor: B. Freytag
www.fallwelt.de/sirenas/1785SandsideBay.htm