Bericht des Gilgamesch
Das
Gilgameschepos ist das bekannteste sumerische Epos. Eigentlich geht es beim
Gilgameschepos um die dramatische Suche des Gilgamesch nach Unsterblichkeit.
Glücklicherweise wird auf der elften Tafel auch der Flutbericht erwähnt und
somit haben wir eine ergänzende Quelle des biblischen Sintflutberichts.
altsumerisches Epos um den sagenhaften König
Gilgamesch von Uruk. Entstanden in der schriftlosen Zeit des 4.
Jahrtausends; aufgezeichnet und umgedeutet unter der ersten babylonischen
Dynastie (nach 2000 v.Chr.), überliefert in einer bruchstückhaften Bearbeitung
des 4./5. Jahrhunderts v.Chr. (aus der Bibliothek Assurbanipals) und einigen
Resten der sumerischen Fassung in Keilschrift.
Schildert in mythologischer Ausdeutung
die Wanderung und Läuterung des leidenschaftlichen Lebenssuchers und
Todesüberwinders Gilgamesch zum Führer des Volkes und berichtet vom Kampf der
Könige von Ur und Kisch und einer großen Sintflut in Mesopotamien. ...
Gilgamesch (=König
von Uruk)sprach zu ihm, zum fernen Utnapischtim:
"Schau ich auf
dich, Utnapischtim (=Noah),
So sind deine Maße
nicht anders - wie ich bist du,
Ja, du bist nicht
anders - wie ich bist du!
Mein Herz ist ganz
darauf gerichtet, mit dir zu kämpfen,
Und doch ist mein Arm
untätig gegen dich!
Daher sage mir: wie
tratst du in die Schar der Götter und gingst dem Leben nach?"
Utnapischtim sprach zu
ihm, zu Gilgamesch:
"Ein Verborgenes,
Gilgamesch, will ich dir eröffnen,
Und der Götter
Geheimnis will ich dir sagen.
Schuruppak - eine
Stadt, die du kennst,
Die am Ufer des Euphrat
liegt -,
Diese Stadt war schon
alt, und die Götter waren ihr nah.
Eine Sintflut zu machen, entbrannte das Herz den großen
Göttern.
Den Eid leistete ihr Vater Anu,
Enlil, der Held, der sie berät,
Ihr Minister Ninurta,
ihr Deichgraf Ennugi.
Ninschiku-Ea hatte mit
ihnen geschworen;
Ihre Rede jedoch gab er
einem Rohrhaus wieder:
>Rohrhaus, Rohrhaus!
Wand, Wand!
Rohrhaus, höre, Wand,
begreife!
Mann von Schuruppak,
Sohn Ubara-Tutus!
Reiß ab das Haus, erbau ein Schiff,
Laß fahren Reichtum, dem Leben jag nach!
Besitz gib auf, dafür erhalt das Leben!*
Heb hinein allerlei beseelten Samen ins Schiff!
Das Schiff, welches du erbauen sollst -
Dessen Maße sollen abgemessen sein,
Gleichgemessen seien
ihm Breite und Länge;
Du sollst es wie das
Apsû bedachen.<
Da ich's verstanden, sprach
ich zu Ea, meinem Herrn:
>Das Geheiß, Herr,
das du mir gegeben,
Ich achtete wohl darauf
und werde danach tun.
Wie antworte ich aber
der Stadt, der Bürgerschaft und den Ältesten?<
Ea tat zum Reden den
Mund auf
Und sprach zu mir,
seinem Knecht:
>Du Mann, zu ihnen
sollst also du reden:
Mir scheint, daß Enlil
nichts mehr von mir wissen will;
Da darf ich in eurer
Stadt nicht mehr wohnen,
Darf auf Enlils Boden
meine Füße nimmer setzen.
So will ich steigen
hinab zum Apsû. (Nach Sitchin=Südafrika)
Dann wohn ich bei
meinem Herren Ea.
Auf euch aber läßt er
dann Überfluß regnen,
Ertrag der Vögel, auch
"Verborgenes" der Fische!
Schenken wird er euch
Reichtum und Ernte.
Am Morgen wird er
Küchlein,
Am Abend auf euch einen
Weizenregen niedergehen lassen! -<
Kaum daß ein Schimmer
des Morgens graute,
Versammelt' zu mir sich
das Land.
Der Zimmermann brachte
die Holzpfosten,
Der Bootsbauer brachte
die Klammern.
... die Männer...
... das Geheimnis.
Das Kind trug herzu das
Erdpech,
Der Arme ... brachte
den Bedarf heran.
Am fünften Tage entwarf
ich des Schiffes Außenbau;
Ein "Feld"
groß war seine Bodenfläche,
Je zehnmal zwölf Ellen
hoch seine Wände,
Zehnmal zwölf Ellen ins
Geviert der Rand seiner Decke.
Ich entwarf seinen Aufriß
und stellte es dar:
Sechs Böden zog ich ihm
ein,
In sieben Geschosse
teilt' ich es ein.
Seinen Grundriß teilte
ich neunfach ein.'
Wasserpflöcke' schlug
ich ihm ein in der Mitte.
Für Schiffsstangen
sorgt' ich, legte nieder den Bedarf:
Sechs Saren Erdpech goß
für den Ofen ich dar,
Drei Saren Pech tat ich
hinein;
* fast wortgetreue Wortwahl wie in
dem Bericht des Atra Hasis
Drei Saren
Korbträgersleute waren es, die das Öl trugen:
Außer einem Sar Öl, das
das Backmehl verbrauchte,
Zwei Saren Öl, die der
Schiffer speicherte.
Rinder schlachtete ich
für den Proviant,
Schafe tötete ich Tag
für Tag;
Most, Feinbier, Öl und
Wein,
Dazu Suppen tranken
sie, als ob's Flußwasser wäre,
Daß sie ein Fest
begingen als wie am Neujahrstag!
Bei Sonnenaufgang legte
ich Hand an, das Letzte zu tun;
Das Schiff war fertig
am siebenten Tag bei Sonnenuntergang.
Schwierig waren ...
Immer neue Stützhölzer
brachten sie "oben und unten",
Bis das Schiff zu zwei
Dritteln im Wasser schwamm.
Was immer ich hatte,
lud ich darein:
Was immer ich hatte,
lud ich darein an Silber,
Was immer ich hatte,
lud ich darein an Gold,
Was immer ich hatte,
lud ich darein an allerlei Lebenssamen:
Steigen ließ ich ins Schiff meine ganze Familie und die
Hausgenossen,
Wild des Feldes, Getier des Feldes,
Alle die Meistersöhne hab ich hineinsteigen lassen.
Den Zeitpunkt hatte
Schamasch* mir so angesetzt:
>Am Morgen werde ich
Küchlein, am Abend einen Weizenregen niedergehen lassen.
Dann tritt hinein ins
Schiff und verschließ dein Tor!<
Offensichtlich gibt es hier
deutlich mehr Fahrgäste als in der biblischen Erwähnung.
* Der Sonnengott Schamasch war als ein Sohn des Sin
ein Enkel des Gottes Enlil.
Der Zeitpunkt kam
herbei:
Am Morgen gingen Küchlein
nieder, am Abend ein Weizenregen.
Des Wetters Aussehn
betrachtete ich -
Das Wetter war fürchterlich anzusehn.
Ich trat hinein ins Schiff und verschloß mein Tor.
Dem Schiffer
Pusur-Amurri, dem Verpicher des Schiffes,
Übergab den Palast ich
samt seiner Habe.
Kaum daß ein Schimmer
des Morgens graute,
Stieg schon auf von der
Himmelsgründung schwarzes Gewölk.
In ihm drin donnert
Adad,
Vor ihm her ziehen
Schullat und Chanisch.
Über Berg und Land als
Herolde ziehen sie.
Eragal reißt den
Schiffspfahl heraus,
Ninurta geht, läßt das
Wasserbecken ausströmen,
Die Anunnaki hoben
Fackeln empor,
Mit ihrem grausen Glanz
das Land zu entflammen.
Die Himmel überfiel
wegen Adad Beklommenheit,
Jegliches Helle in
Düster verwandelnd;
Das Land, das weite,
zerbrach wie ein Topf.
Einen Tag lang wehte
der Südsturm...,
Eilte dreinzublasen,
die Berge ins Wasser zu tauchen,
Wie ein Kampf zu
überkommen die Menschen.
Nicht sieht einer den
andern,
Nicht erkennbar sind die Menschen im Regen.
Adad: Halbbruder von Enki und
Enlil(?) Wettergott?
Eragal (Nergal?) Sohn von Enki
Ninurta: Sohn Enlils
Vor dieser Sintflut erschraken die Götter,
Sie entwichen hinauf zum Himmel des Anu -
Die Götter kauern wie Hunde, sie lagern draußen!
Es schreit Ischtar wie eine Gebärende,
Es jammert die Herrin
der Götter, die schönstimmige:
>Wäre doch jener Tag
zu Lehm geworden,
Da ich in der Schar der
Götter Schlimmes geboten!
Wie konnte in der Schar
der Götter ich Schlimmes gebieten,
Den Kampf zur
Vernichtung meiner Menschen gebieten!
Erst gebäre ich meine lieben Menschen,
Dann erfüllen sie wie Fischbrut das Meer!<
Die Anunnaki-Götter klagen mit ihr,
Die Götter ... sitzen da und weinen;
Die verdorrten Lippen nehmen ... -Speisen.
Sechs Tage und sieben Nächte
Geht weiter der Wind, die Sintflut,
Ebnet der Orkan das Land ein.
Die Zerstörungskraft der Sintflut
übertraf offenbar die Erwartungen der Götter. Sie flüchteten sich auf eine
ihrer Raumstationen, welche die Erde umkreisten. (Das Vorhandensein einer
solchen Raumstation wurde schon aus weit zurückliegender Zeit berichtet)
Von hier aus sind sie Zeugen der
Verwüstungen. Auch ihre eigenen Werke, die Arbeit ganzer Äonen, erfährt
weitgehende Zerstörung.
Das Menschengeschlecht, das ihnen
ans Herz gewachsen war, ihre eigene Schöpfung, wurde ausgelöscht. Dies alles
traf die Götter dermaßen, daß sie weinten!
Wie nun der siebente Tag herbeikam,
Schlug plötzlich nieder der Orkan die Sintflut, den
Kampf,
Nachdem wie eine Gebärende sie um sich geschlagen.
Ruhig und still ward das Meer, der böse Sturm war aus und
die Sintflut.
Ausschau hielt ich einen Tag lang, da war Schweigen
ringsum,
Und das Menschengeschlecht war ganz zu Erde geworden!
Gleichmäßig war wie ein
Dach die Aue.
Da tat ich eine Luke
auf, Sonnenglut fiel aufs Antlitz mir;
Da kniete ich nieder,
am Boden weinend,
Über mein Antlitz
flossen die Tränen. -
Nach Ufern hielt ich
Ausschau in des Meeres Bereich:
Auf zwölfmal zwölf
Ellen stieg auf eine Insel,
Zum Berg Nißir trieb
heran das Schiff.
Der Berg Nißir erfaßte
das Schiff und ließ es nicht wanken;
Einen Tag, einen
zweiten Tag erfaßte der Berg Nißir das Schiff und ließ es nicht wanken;
Einen drittenTag, einen
vierten Tag erfaßte der Berg Nißir das Schiff und ließ es nicht wanken;
Einen fünften und
sechsten erfaßte der Berg Nißir das Schiff und ließ es nicht wanken.
Wie nun der siebente
Tag herbeikam,
Ließ ich eine Taube
hinaus;
Die Taube machte sich
fort - und kam wieder:
Kein Ruheplatz fiel ihr
ins Auge, da kehrte sie um. -
Eine Schwalbe ließ ich
hinaus;
Die Schwalbe machte
sich fort - und kam wieder:
Kein Ruheplatz fiel ihr
ins Auge, da kehrte sie um. -
Einen Raben ließ ich
hinaus;
Auch der Rabe machte
sich fort; da er sah, wie das Wasser sich verlief,
Fraß er, scharrte, hob
den Schwanz - und kehrte nicht um.
Da ließ ich hinausgehn
nach den vier Winden; ich brachte ein Opfer dar,
Ein Schüttopfer
spendete ich auf dem Gipfel des Berges:
Sieben und abermals
sieben Räuchergefäße stellte ich hin,
In ihre Schalen
schüttete ich Süßrohr, Zedernholz und Myrte.
Die Götter rochen den
Duft,
Die Götter rochen den wohlgefälligen Duft,
Die Götter scharten wie Fliegen sich um den Opferer.
Sobald wie die Mach
herzugekommen,
Hob sie die großen
Fliegengeschmeide empor,
Die Anu ihr zum
Vergnügen gemacht:
>Ihr Götter hier, so
wahr des Lasuramuletts
An meinem Halse ich
nicht vergesse:
Will ich die Tage hier,
fürwahr, mir merken,
Daß ewig ihrer ich
nicht vergesse!
Die Götter mögen nur
kommen zum Schüttopfer!
Doch Enlil soll nicht kommen zum Schüttopfer,
Weil er unüberlegt die Sintflut machte
Und meine Menschen dem Verderben anheimgab!<
Sobald wie Enlil herzugekommen,
Sah das Schiff und ergrimmte Enlil,
20 Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allem reinen
Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar.
21 Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem
Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen;
denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.
Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe.
...
11 Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, daß hinfort nicht
mehr alles Fleisch verderbt werden soll durch die Wasser der Sintflut und
hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.
Voller Zorn ward er über die Igigi-Götter:
,Eine Seele wäre
entronnen?
Überleben sollt'
niemand das Verderben!<
Ninurta tat zum Reden
den Mund auf
Und sprach zu Enlil,
dem Helden:
,Wer bringt denn etwas
hervor außer Ea?
Auch kennt ja Ea
jedwede Verrichtung!
Ea tat zum Reden den
Mund auf
Und sprach zu Enlil,
dem Helden:
> Held, du Klügster
unter den Göttern!
Ach, wie machtest unüberlegt du die Sintflut?!
Seine Sünde leg auf dem
Sünder!
Seinen Frevel leg auf
dem Frevler!
Lockere, daß nicht ganz
abgeschnitten werde;
Ziehe hin, daß nicht
getötet werde!
Statt daß eine Sintflut
du machst,
Mag ein Löwe aufstehen,
die Menschen zu mindern!
Statt daß eine Sintflut
du machst,
Mag ein Wolf aufstehen,
die Menschen zu mindern!
Statt daß eine Sintflut
du machst,
Mag eine Hungersnot
gesandt werden, das Land zu fällen!
Statt daß eine Sintflut
du machst,
Mag Era aufstehen, die
Menschen zu erwürgen!
Nicht aber enthüllt'
ich der großen Götter Geheimnis!
Den Hochgescheiten ließ
ich schaun einen Traum!
So vernahm er der
Götter Geheimnis;
Schaffet nun für ihn
Rat!<
Da hat Enlil das Schiff
bestiegen,
Meine Hand gefaßt, mich
einsteigen lassen,
Lassen einsteigen,
knien mein Weib neben mir,
Hat berührt unsre
Stirn, zwischen uns stehend, uns segnend:
"Ein Menschenkind war zuvor
Utnapischtim;
Uns Göttern gleiche fortan Utnapischtim und sein Weib!
Wohnen soll Utnapischtim fern an der Ströme Mündung!<
Da nahmen sie mich und
ließen mich fern an der Ströme Mündung wohnen. -
Wer aber wird nun zu dir
die Götter versammeln,
Daß du findest das
Leben, welches du suchst?
Autor: B. Freytag
www.fallwelt.de/themen/sintflut/gilgames.htm