Inanna

Die aufmüpfige Göttin

 

April 2008

 

In der Unterwelt 2

Viele tote Liebhaber 3

Zorn gegen Marduk 3

Raub der MEs 3

Darstellungen 4

Herrscherin von Uruk 4

Ereignisse danach 5

Als Mensch 5

Internetseiten 5

 

 

Die Himmelskönigin

Nur wenige Göttinnen dürften so viel von sich reden gemacht haben wie Inanna. Ihr Name soll "Königin des Himmels" bedeuten, weswegen sie oft auch als die Himmelskönigin gilt. Nicht zu übersehen ist das "an" in ihrem Namen, das einen Namensbezug zum Gott Anu hat, wie dieser auch in Begriffen wie beispielsweise "Anunnaki" vorkommt.

Die ihr zugeschriebenen Taten sind alles andere als schmeichelhaft, und dennoch erlangte sie große Sympathie bei den Menschen. Ich kann mich dem nur anschließen, obwohl ich viele dieser (wahrscheinlichen)Taten missbillige.

 

Abstammung

Ihre Abstammung ist nicht ganz eindeutig. Je nach Mythos war sie die Tochter des Enki oder die Tochter des Enlil. Doch gemäß Stammbäumen, die besser hinterfragt sind, gehört sie (nur) der göttlichen Enkelgeneration an.

 

Danach war sie über ihren Vater "Nannar-Sin" eine Enkelin des Enlil und über ihre Mutter "Ningal", eine Enkelin des Enki.

 

Sie hatte noch einen Zwillingsbruder: "Utu" und eine Schwester: "Ereschkigal"

 

Rang 10

In der genealogischen Rangfolge (diese war für die Götter wichtig) nahm sie den zehnten Platz ein.

Erbrechte konnten sich (was für uns ungewohnt scheint) vom Rang in der Ahnenfolge ableiten. Und deswegen versuchten bestimmte Götter vorzugsweise mit solchen Frauen Verkehr zu haben, die dem/den Nachkommen einen möglichst hohen genealogischen Rang in Aussicht stellte.

 

Viele sind ihrer Namen

(Es folgt eine Auswahl. Ihre jeweilige Einordnung in den Götterpantheon kann in den verschiedenen Regionen voneinander abweichen)

So gilt Inanna auch als:

 

Ischtar (Babylonien und Assyrien)

Inaras (Hethiter)

Ashtoreth, Ashera oder Anath (in der Bibel)

Astarte, Aschtoret (kanaanäisch/semitisch/ugaritische Fruchtbarkeitsgöttin)

Innin (babylonisch/sumerisch/assyrische Schlachtfeld- und Stadtgöttin)

Anat (kanaanäisch/phönikische Fruchtbarkeitsgöttin)

Nana (armenische Göttin)

Isis (ägyptische Baum- und Siriusgöttin der Dogon)

Hathor (ägyptische Liebes-, Mond-, Himmels- und Baumgöttin)

Und viele weitere ….

 

Vergleichbar auch mit?

Vergleicht man die sumerische Mythologie mit der griechischen, so gibt es gewisse Unstimmigkeiten aber auch viele bemerkenswerte Übereinstimmungen!

 

Inanna hatte einen Zwillingsbruder        "Utu"

 

Artemis hatte einen Zwillingsbruder     "Apoll"

 

Kriegerischer Gesinnung waren sie beide.

Bei den Sumerern war Inanna noch eine Enkelin der beiden Großen, Enki und Enlil.

Könnte sie in Folge zur (allerdings unehelichen) Tochter des Zeus avanciert sein?

 

Bei den Römern wurde aus ihr Diana.

 

 

Voller Rachsucht

Wenn man in den alten Schriften der Sumerer, Akkader und Babylonier die Geschichten über die Götter liest, dann gehört Inanna zweifellos zu denen, (obwohl in dritter Generation) die es schafft, immer wieder in den Mittelpunkt zu rücken.

Sie ist einerseits sehr mutig, sie ist dreist, sie scheint sich aber auch mehr als andere um die Bedürfnisse der Menschen zu kümmern.

Manchmal steckt sie so voller Zorn und Rachsucht, dass es ihr mit ihrem Einfluss, den sie auszunutzen wusste, mehr als einmal gelang, die Geschichte zu verändern.

Und dann waren es immer wieder ihre Affären mit diversen Männern, welche spätere Autoren inspirierte, sie auch als Liebesgöttin zu verehren.

 

 

Die Berichte über Inanna sind mannigfach. Ich werde mich in Folge auf einige wenige beschränken, die in der Mythologie besondere Beachtung fanden und diese auch nur ganz kurz skizzieren.

 

 

Szenen aus Inannas Leben

 

In der Unterwelt

Etwas befremdlich ist der Besuch Inannas in der Unterwelt.

Dumuzi, die große Liebe Inannas, kam durch Marduks Einfluss ums Leben.

Seinen toten Körper hatte man in Nieder-Abzu aufgebahrt. Inanna will diesen von dort holen. Doch ihre Schwester Ereschkigal vermutet (nicht ganz unbegründet) ein Komplott. Sie lässt Inanna entwaffnen. Gemäß der Überlieferung muss sie sieben Tore durchschreiten und an jedem Tor eines ihrer Kleidungsstücke ablegen. Unbekleidet steht sie dann vor Ereschkigal, welche diese Situation sofort ausnutzt und sie von ihrem Wesir töten lässt.

Enki erfährt jedoch über Nergal (ihrem Schwager) davon und leitet sofort Schritte ein, Inanna wiederzubeleben, was ihm dann auch nach einigen Mühen gelingt.

 

 

Viele tote Liebhaber

Den Tod Dumuzis hatte Inanna nicht überwunden. Sie war unzufrieden und gegenüber Marduk nach wie vor unversöhnlich. Dann kam eine Zeit, in der sie einem gewissen Wahn verfiel, der ihr eigentlich nicht anstand.

 

(Verschollene Buch Enki 13:1)

Ihren geliebten Dumuzi betrauerte sie noch immer, ihrer Liebe Sehnsucht blieb ungestillt.

Während sie hin und her flog, sah sie in den Sonnenstrahlen Dumuzis Antlitz schimmernd und lockend.

Des Nachts erschien er ihr in Träumen: Wiederkehren werde ich!, sprach er.

Die Herrlichkeit seiner Domäne im Lande der Zwei Schmalen Äcker versprach er ihr.

Im heiligen Bezirk von Unug-ki errichtete sie ein Haus des nächtlichen Vergnügens.

Zu diesem Gigunu lockte sie junge Helden mit lieblichen Worten in der Nacht ihrer Hochzeit:

Langes Leben, eine glückselige Zukunft versprach sie ihnen; ihren Liebhaber Dumuzi stellte sie sich dabei vor.

Jeder von ihnen wurde des Morgens in ihrem Bette tot aufgefunden.

 

 

Zorn gegen Marduk

Im Zorn gegen Marduk lenkte Inanna einige Ereignisse dermaßen, dass sie den Verlauf der Geschichte (der Götter) dadurch merklich beeinflusste. Sie war oft diejenige, die zu Vergeltungsschlägen anstachelte.

So war es ihrem Einfluss zuzuschreiben, dass ein Krieg gegen Marduk entfesselt wurde. Ein Krieg unter den Göttern, wohlgemerkt. Marduk verbarg sich später in der großen Pyramide. Man beschloss diese von außen zu verschließen und Marduk so einem langsamen Tod auszusetzen.

Doch Marduks Frau gelang es, sich für ihren Mann einzusetzen, so dass man ihn gerade noch rechtzeitig aus seiner misslichen Lage befreite. Fortan sollte er aber in der Verbannung leben.

Die Geschichte zeigt jedoch, dass er früher als es manchem lieb war, wieder über bestimmte Regionen herrschen konnte.

 

 

Raub der MEs

MEs waren Gegenstand der Begierde unter den Göttern. Wer diese hatte, der hatte Macht. Die MEs waren bestimmten Bereichen zugeordnet. D.h., sie standen offenbar für Wissen. Möglicherweise handelte es sich bei den MEs um gigantische Datenspeicher.

 

Die Machtverhältnisse  der Götter wurden neu geregelt. Auch Inanna wollte ihren Teil. Ein eigenes Land beanspruchte sie. Doch ein Land ohne MEs war nur die halbe Erfüllung dessen, was sie sich wünschte.

Sie unternahm Schritte, Enki einige seiner MEs abzunehmen. Dazu der Bericht wie er im Verschollenen Buch Enki steht:

 

(Verschollenes Buch Enki 11:1)
Inanna stiehlt Enki die MEs

Mit Juwelen war Inanna bedeckt, ihr dünnes Kleid verriet ihren Körper.

Als sie sich niederbeugte, wurde ihre Scham von Enki gründlich bewundert.

Aus den Weinschalen tranken sie lieblichen Wein, im Biertrinken machten sie einen Wettstreit.

Zeige mir die MEs!, sagte Inanna neckisch zu Enki; laß mich ME in meinen Händen halten!

Siebenmal während ihres Wettstreits gab Enki Inanna MEs in die Hand, die göttlichen Formeln für die Herrschaft und das Königtum, für die Priesterschaft und die Schriftgelehrten, für die Kunst der Bekleidung und des Krieges gab Enki MEs in Inannas Hand.

Für Musik und Gesang, Holzarbeit und Metalle und kostbare Steine vierundneunzig MEs, die zivilisierte Königtümer brauchen, reichte er ihr.

Ihren Gewinn fest in den Armen, schlüpfte Inanna dem dösenden Enki davon.

Zu ihrem Himmelsboot eilte sie hinaus, befahl ihrem Piloten hinauf­zusteigen.

 

Nachdem Enki wieder bei klarem Verstand war, bemerkte er den Verlust der MEs. Er wollte sie auf jeden Fall zurück in seinen Besitz bekommen. – Enlil selbst kümmerte sich um diese Angelegenheit. Doch Inanna wies darauf hin, dass Enki ihr die MEs ganz rechtmäßig übergeben hatte, was Enki dann auch zugab.

 

 

Darstellungen

Inanna wird für unseren Geschmack oft sehr freizügig dargestellt; barbusig versteht sich. Einmal mit Flügeln - einmal ohne, einmal reptiloid - einmal eher humanoid.

Sie gehört zu jenen Göttern, die (unverhältnismäßig oft auf Rollsiegeln oder in Reliefs eingemeißelt) der Nachwelt erhalten geblieben sind. Wobei nicht jedes Bildnis, welches ihr zugedacht wird, Inanna zwangsläufig darstellen muss.

Waren es ihre vielen Affären oder andere mythische Überlieferungen, welche ihr dieses Image (Aussehen) verliehen?

 

Fast eine Gottesmutter

Als eine Art Himmelsgöttin rückt sie auch in die Nähe der Maria (im Denken der Katholiken, versteht sich). Und damit wird sie zu einem Gott, der von vielen angebetet (angerufen) wird; sie gilt ähnlich wie Maria als eine Fürsprecherin für die Menschen. Vielleicht mit dem Unterschied, dass ihr in Sachen Erotik und Verführungskunst mehr Kompetenz zugesprochen wird. Tatsächlich soll sie sich, so die Überlieferung, einst sehr für die Menschen in ihrer Region (Uruk) eingesetzt haben.

  

 

Herrscherin von Uruk

Zitat aus: www.geo.de/forum/showthread.html?t=22091

Im Land von Euphrat und Tigris mit seinen mächtigen Städten herrschte Inanna in Uruk - als Göttin, Königin und Hohepriesterin ihres Tempels. Zum Gemahl nahm sie sich einen Sterblichen, den jungen Hirten Dumuzi, den sie zum König machte und zum Mitregenten über ihre Stadt. Alljährlich vollzogen sie die Heilige Hochzeit bei einem rauschenden Fruchtbarkeitsfest im Frühjahr, und das gesamte Volk nahm daran teil. Viele Jahrhunderte hindurch wurde diese mythische Hochzeit, der Hieros Gamos, von den Menschen zur Frühlingszeit nachvollzogen, wobei die Königin oder die Hohepriesterin sich mit dem König vereinigte, um die Fruchtbarkeit der Natur, das neue Erblühen und Grünen, die neue Frucht zu gewährleisten.

 

Ereignisse danach

Die Rivalität findet ihren Fortgang

(http://www.paoweb.org/de/annunaki/page5.html)

"Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie meine Tempel von Marduks Leuten entstellt und beschädigt wurden. Alle Bilder der Göttin wurden durch sein eigenes ersetzt. Er meißelte seinen Namen in Stein, wo er meinen entfernt hatte und schrieb die Geschichte neu. Er selbst wurde zum Helden jeder Geschichte und Überlieferung. …

Danach war es Marduk, der die Geschicke des Menschen weitgehend beeinflusste. Ihm ist es offenbar auch zuzuschreiben, dass viele Ereignisse umgeschrieben wurden. Alte Keilschrifttexte weisen z.B. Enki als den Schöpfer (Genetiker) unserer Spezies aus, wohingegen neuere Texte Marduk als solchen ausweisen.

 

 

Als Mensch

(http://www.paoweb.org/de/annunaki/page5.html)

Ich dachte an all die anderen, die ich werden würde. Die Kraft meiner Liebe und Hingabe setzte Hunderte von Leben in Bewegung, als ich, Inanna, mich als Lulu verkleidete, hinabstieg auf Terra, um all die Begrenzungen von Fleisch und Blut zu erfahren.

 

So ist Inanna (einst eine Göttin) auch Mensch geworden, eingebunden in eine ganze Kette von Inkarnationen. Einerseits, um das Leben als Mensch zu erfahren und andererseits, um die Ereignisse die sie einst mitverursachte, wieder aufzulösen. Dazu gehört auch, den Menschen, die anfangs nur als Arbeiter gedacht waren, das Wissen zu geben, was man ihnen einst vorenthalten hatte und natürlich auch die Strukturen zu beseitigen, welche die Menschheit unterdrücken.

 

 

Internetseiten

(Eine kl. Auswahl)

 

Die Himmelsherrin bin ich

Über Inanna gibt es noch viele lesenswerte Artikel.

So z.B. auf inanna.de die Hymne (das Lied) der Inanna. Zitiert aus dem Sumerischen

www.inanna.de/inanna_hymnen2.html

 

Gilgamesch

Oder den Gilgamesch-Epos, in welchem Inannas werben um Gilgamesch (6.Tafel) geschildert wird.

http://www.lyrik.ch/lyrik/spur1/gilgame/gilgam6.htm

 

Huluppu-Baum

Oder die Begebenheiten in Verbindung mit dem Huluppu-Baum.

http://imdugud.com/gedicht.htm

 

 

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Autor: B. Freytag

www.fallwelt.de/goetter/inanna.htm